Dienstag, 09.12.2025

Wiesbaden gibt rund sechs Millionen Euro für Sanierung alter Bachkanäle frei

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Der Magistrat hat in seiner Sitzung am 25. November Mittel in Höhe von rund sechs Millionen Euro für die Sanierung mehrerer historischer Bachkanäle in Wiesbaden freigegeben. Betroffen sind Abschnitte unter der Wilhelmstraße, der Friedrich Ebert Allee und im Bereich Am Warmen Damm. Die Arbeiten sollen nach Angaben der Stadt bis 2029 laufen und in mehreren Abschnitten durchgeführt werden.

Beschluss, Umfang und Kosten

Der Beschluss des Magistrats umfasst drei Hauptabschnitte. Zunächst ist ein rund 200 Meter langer Abschnitt des Rambachkanals vom Kurpark bis zur Wilhelmstraße an der Rückseite des Staatstheaters vorgesehen. Die Stadt schätzt die Kosten für diesen Abschnitt auf etwa 950 000 Euro. Ein zweiter Abschnitt betrifft den etwa 1 600 Meter langen Salzbachkanal im Bereich Wilhelmstraße, Friedrich Ebert Allee bis zum Bahnhofsplatz; hier werden Kosten von rund 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Beide Maßnahmen sollen gemeinsam ausgeführt werden und sind für 2026 geplant.

Ein weiterer, rund 100 Meter langer Kanalabschnitt in Doppelrohrbauweise aus der Mitte des 19. Jahrhunderts verläuft unter dem Warmen Damm auf Höhe der Häuser 30 bis 38. Die Planungen für diese besonders komplexe Stelle sind noch nicht abgeschlossen. Eine erste Kostenschätzung liegt bei circa 4,5 Millionen Euro. Insgesamt reichen die Sanierungsarbeiten nach Angaben der Stadt bis 2029.

Befunde, Prioritäten und Sicherheit

Untersuchungen mit selbstfahrenden Robotern haben nach Angaben der Verwaltung deutliche Schäden an den historischen Bauwerken aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gezeigt. Erfasst wurden Rissbildungen, beschädigte Anschlüsse, Ausbrüche, Fehlstellen und freiliegende Bewehrung. Weitergehende Untersuchungen von Untergrund, Bausubstanz und Statik ergaben, dass derzeit keine akute Einsturzgefahr bestehe, Hohlräume und Hinterspülungen aber nicht vollständig ausgeschlossen werden könnten.

Die Stadt kündigte an, dass Teile der Schäden unverzüglich behoben werden müssten, während andere Bereiche mittelfristig saniert werden könnten. Bürgermeisterin Christiane Hinninger betonte, die Arbeiten dürften nicht aufgeschoben werden, um die Sicherheit zu gewährleisten, weitere Bauschäden zu verhindern und die sichere Ableitung von Bach und Regenwasser insbesondere bei Starkregenereignissen zu sichern.

Als Vorsichtsmaßnahme wurde die Nutzung des Weges zwischen Wilhelmstraße und Parkfläche im Bereich Am Warmen Damm auf Fußgänger und Radfahrer beschränkt. Eine entsprechende Absperrung wurde eingerichtet.

Historischer Kontext und Bedeutung

Die betroffenen Kanäle stammen überwiegend aus der Zeit des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Hintergrund der damaligen Kanalisierungsmaßnahmen waren gesundheitliche Probleme durch unzureichende Abwasserentsorgung. Ende des 19. Jahrhunderts war in Wiesbaden wie in vielen Städten das Ableiten von Abwasser in offene Bäche üblich. Mit wachsender Bevölkerung nahmen Gestank, Schmutz und Krankheitsrisiken zu. In der Presse wurde der Salzbach seinerzeit als cloaca maxima bezeichnet. Nach Choleraausbrüchen ordnete die Obrigkeit in Berlin 1902 die Kanalisierung des Salzbachs an.

Wiesbaden wird heute von etwa 240 Kilometern Bächen durchflossen, davon rund 13 Kilometer in unterirdischen Betonrohren oder Gewölben, die zum Teil über hundert Jahre alt sind. Die Stadtverwaltung hebt hervor, dass es trotz der langen Nutzungsdauer und mehrerer Kriegsperioden überraschend ist, wie lange die Bauwerke Bestand hatten.

Die nun beschlossenen Mittel sollen die Stabilität der unterirdischen Anlagen sichern und die Ableitung von Bachwasser und Regenwasser bei zunehmenden Starkregenereignissen gewährleisten.

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